Marianne Kaindl: „Selfpublishing professionalisiert sich – das war überall auf der Buchmesse zu spüren“

Mit Marianne Kaindl haben wir schon einmal ein spannendes Interview geführt – darin ging es um ihre Erfahrungen mit Netzromanen und vor allem um die Bindung zu ihren LeserInnen. Nun wurde Marianne Kaindl für ihren Katzen-Krimi „Sechs Katzen und ein Todesfall“ mit dem Publikumspreis des Indie-Autor-Preises 2018 ausgezeichnet – dazu wollen wir ihr ganz herzlich gratulieren! Ein paar Fragen haben wir aber auch noch…

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© Britta Schmidt

Spubbles: Frau Kaindl, Sie haben den Publikumspreis gerade vor ein paar Tagen auf der Leipziger Buchmesse verliehen bekommen, haben Sie damit gerechnet, als Ihr Buch auf der Shortlist gelandet ist?

Marianne Kaindl: Ja – als es auf der Shortlist war, da schon. Denn von allen Seiten schrieben, posteten, kommentierten Leser und Leserinnen, dass sie für mich gestimmt hatten, weil sie die Coco-KatzenKrimis lieben.

Allerdings war ich ziemlich überrascht, als ich erfuhr, dass ich in der Shortlist bin – zwischen lauter harten Krimis und Thrillern ist ein witziger KatzenKrimi nun doch ein ziemlicher Außenseiter – auch dann, wenn es um ein brisantes Thema geht.

In unserem letzten Gespräch haben Sie die Bedeutung der Bindung zu den LeserInnen besonders herausgestellt, das scheint sich nun ausgezahlt zu haben…

Stimmt. Es ist eine Beziehung, die über die Jahre gewachsen ist. Eine echte Community.

Das ist aber natürlich nicht nur im Zusammenhang mit einem Publikums-Preis interessant. Ich habe eine recht emotionale Beziehung mit meinen Lesern. Ich weiß sehr gut, was meine Zielgruppe bewegt. Ich kann mit neuen Formen des Schreibens experimentieren – ein Schreiben, das die Leser einbezieht, schon in den Entstehungsprozess eines Buchs, wie ich es mit „NAZI-ALLERGIE“ machte: Jeden Tag veröffentlichte ich, was ich am Vortag geschrieben hatte, auf fortschrift.net, und manche Kommentare meiner Leser prägten den Fortgang der Geschichte mit.

Haben Sie ordentlich Werbung für die Abstimmung bei Ihren LeserInnen gemacht oder gar durch die Öffentlichkeit und Reichweite des Preises neue hinzugewonnen?

Ich postete mehrfach auf Facebook während der Abstimmungs-Phase. Das Banner, das ich gestaltet hatte, teilten viele meiner Leser/innen mit ihren Freunden und in ihren Facebook-Gruppen. An drei Freitagen veranstaltete ich auf Facebook Live-Lesungen – zwei Werbeveranstaltungen und nach Abschluss des Votings eine Danke-Lesung.

Ob ich neue Leser dazugewonnen habe, lässt sich schwer sagen. Facebook zeigt mir an, dass ich 132 neue Fans im Lauf dieser Woche für die KatzenKrimi-Seite gewonnen habe. Interaktionen zu meinen Beiträgen dort (Likes, Kommentare) haben deutlich zugenommen.

Das ebook, dessen Positionierung bei Amazon zurückgegangen war – es ist immerhin schon über 3 Jahre auf dem Markt – hat seine Stellung wieder verbessert. Es ist allerdings nicht spektakulär die Bestsellerlisten hinaufgerauscht. Ebook-Verkäufe für Tolino & Co. habe ich noch relativ wenige. Doch die meisten Veröffentlichungen von Berichten über mich und Interviews mit mir wird‘s erst in den nächsten Tagen geben.

Als Gewinnerin des Community-Preises steht mir ein Media-Budget von 5.000 Euro bei lovelybooks zur Verfügung. Da ist also noch einiges möglich.

Wie war die Preisverleihung?

Viel zu schnell vorbei!

In der Gegend um Leipzig war ja genau am Buchmesse-Samstag der komplette Verkehr zusammengebrochen, und es erforderte mein ganzes Improvisationstalent, dass ich überhaupt zur Preisverleihung erscheinen konnte.

Über 3 Stunden war ich unterwegs von Halle bis zur Buchmesse – das sind im Normalfall zwei S-Bahn-Stationen, mehr nicht. Um 12:54 traf ich ein, um 13:00 Uhr begann die Preisverleihung. Da war nicht mal Zeit, um Lampenfieber zu bekommen.

Kurze Vorstellung der beiden Preise, eine Powerpoint-Folie mit Jury-Mitgliedern, eine mit den fünf Finalisten – und schon wurde ich auf die Bühne gerufen. Ich nahm die Trophäe entgegen, hielt meine Dankesrede, wurde fotografiert, dann nahm Solveig Engel den Jury-Preis entgegen. Nach der Laudatio für sie noch gemeinsam vor die Kamera – und die nächste Veranstaltung begann.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Leserinnen, die extra wegen mir nach Leipzig gekommen waren –passend zum Community-Preis hatten wir einen wunderschönen Nachmittag zusammen.

Verleihung des Indie Autor Community-Preises 2018 an Marianne Ka

© Marianne Kaindl

Als Gewinn winken Ihnen unter anderem 15 Druckexemplare Ihres Titels – was halten sie davon? Funktioniert Selfpublishing nicht hauptsächlich Online und somit mit eBooks als Medium?

Nicht bei Katzenkrimis. Viele meiner Leser und Leserinnen ziehen das gedruckte Buch vor. Beim Verkauf von „Sechs Katzen und ein Todesfall“ ist das Verhältnis verkaufter Bücher und ebooks etwa 60:40 – zugunsten der gedruckten Bücher.

Das ist sicher nicht auf alle Genres übertragbar. Doch schaffen die Professionalisierung des Selfpublishings und die verbesserte Qualität des Digitaldrucks momentan den Trend, auch von ursprünglich nur als ebooks geplanten Büchern Printversionen anzubieten.

Am 28. März werden Sie im Berliner Kriminal Theater aus Ihrem Gewinnertitel lesen. Sie haben schon einige Live-Lesungen auf Facebook gemacht, hält sich die Aufregung dadurch in Grenzen?

Fragen Sie mich das am Tag der Lesung!
Die Herausforderung dieses Auftritts ist, dass ich hier vor einem Publikum lese, das knallharte Spannung erwartet, nicht süße Ermittler-Katzen. Martin Krist, der Gastgeber, ist Thriller-Autor, ebenso wie Andreas Winkelmann. Solveig Engel liest aus ihrem Psychothriller. Ich habe einen witzigen KatzenKrimi im Gepäck. Wir werden sehen, ob das Berliner Publikum dem Charme der Miss Marple auf Samtpfoten erliegt.

Außerdem bekommen Sie ein Media-Paket für die Plattform Lovelybooks. Sind Sie dort schon aktiv und was versprechen Sie sich davon?

Das ist die nächste Herausforderung, denn ich bin da bisher noch nicht aktiv gewesen.

Gestern legte ich meinen Account an. Ich werde mich zunächst umsehen und Ideen sammeln, wie ich das Media-Paket optimal nutzen kann. Und dann hoffe ich, dass es mir Reichweite, Sichtbarkeit, Rezensionen und Buchverkäufe bringt.

Der Indie-Autor-Preis ist ein Preis für Selfpublisher, er wird nun schon zum siebten Mal vergeben. Tragen solche Preise und vor allem die öffentlich inszenierten Verleihungen dazu bei, das Selfpublishing fest im deutschen Buchmarkt zu verankern und dessen Professionalisierung zu fördern?

Selfpublishing professionalisiert sich – das war überall auf der Buchmesse zu spüren. Ganze Dienstleistungsbranchen schießen aus dem Boden: Covergestaltung, Lektorat für Selfpublisher, Korrektorat für Selfpublisher, Plattformen, auf denen Printversionen als Leistung angeboten und über den Zwischenbuchhandel vertrieben werden. Der Selfpublisher-Verband hat inzwischen 350 Mitglieder, Selfpublisher werden mehr und mehr als Autoren ernst genommen, es gibt zunehmend Buchhandlungen, die sie mit ins Programm nehmen. In dieser Vielfalt spielen Preise wie der Indie Autor Preis sicher eine wichtige Rolle.

Mein Wunsch ist, dass Selfpublisher die Freiheit nutzen, die sie haben, weil sie ihre eigenen Verleger sind, um neue Formate, neue Ideen, neue Buch-Experimente auf den Markt zu bringen. Interaktivität ist in meinen Augen ein wichtiges Thema – unsere ganze Kultur bewegt sich in diese Richtung.

Von daher: Mit dem Community-Preis, dem Preis, der Interaktion und Kommunikation mit dem Publikum honoriert, identifiziere ich mich sehr gern. In der Interaktion mit den Lesern sehe ich sehr viel Potenzial.

Vielen Dank für das Gespräch!

3 Kommentare zu “Marianne Kaindl: „Selfpublishing professionalisiert sich – das war überall auf der Buchmesse zu spüren“

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