2017 – das Jahr der Selfpublisher?

Marisa Klein

2016 blickte Matthias Matting in die „Glaskugel“ und prognostizierte (zugegeben nicht ganz ernst gemeinte) Neuerungen für das Selfpublishing. In seinem Jahresrückblick stellte er dann fest, dass seine Erfolgsquote bei beeindruckenden 0 Prozent lag, was durchaus honoriert werden sollte. So kam kein Selfpublishing-Titel auf Platz 1 der Spiegelbestseller-Liste, das Ghostwriting als Servicepaket von Selfpublishing-Dienstleistern hat sich nicht durchgesetzt und die FAZ ist immer noch nicht sonderlich begeistern von den Selbstverlegern. Wenn auch amüsant zu lesen, möchte ich nun selbst einen kleinen, weniger ironischen Blick in die Selfpublishing-Glaskugel werfen. Wird 2017 das Jahr für Selfpublisher?

Der Umsatz wächst und es scheint kein Ende in Sicht

Gerd Robertz, Sprecher der Geschäftsführung von Books on Demand, sieht einen enormen Zuwachs an Verkaufserlösen. Ebenso steigt die Anzahl an Neuveröffentlichungen. Während 2013 noch 31.000 neue Titel erschienen sind, sollen es 2017 bereits 175.000 werden. Das Printbuch steht dem in nichts nach. Robertz sieht  von 22.000 Neuveröffentlichungen 2013 das Potential für über 71.000 Titel in 2017. Das konstante Titelwachstum bestätigt auch Sönke Schulz, Geschäftsführer bei tredition. Er vermutet sogar, dass in ein paar Jahren mehr Titel über das Selfpublishing den Markt erreichen als über den klassischen Verlag. Schulz warnt aber davor, sich zu sehr auf das e-Book zu fokussieren: je mehr e-Books erscheinen, desto weniger Umsatz entfällt auf den einzelnen Titel. Somit dürfen Selfpublisher das Printbuch weiterhin nicht vernachlässigen. Der Großteil der Verkaufserlöse wird nämlich auf das gedruckte Format verteilt. Diese Tendenz dürfen wir demnach auch 2017 beobachten. Während der Umsatz steigt, dürfte das Wachstum des e-Book-Marktes allerdings an Geschwindigkeit verlieren.

Selfpublisher entdecken alternative Formate

Wie Schulz bereits ausführte, wird es für Autoren im Selfpublishing schwieriger, an ihren Büchern zu verdienen. Insbesondere, wenn sie sich nur auf das e-Book beschränken. Wie kann man also erreichen, dass der Umsatz proportional zur Anzahl der Neuveröffentlichungen wächst und sich der Marktanteil vergrößert? Joel Friedlander (Buchgestalter und Verlagsberater) sieht die Zukunft der Selfpublisher-Autoren nicht mehr nur auf e-Book und Print beschränkt, sondern appelliert im Gegenteil an die Schriftsteller, auch andere Formen der Veröffentlichung zu wählen. Wie wäre es denn mit einem selbst verlegten Hörbuch? Im schnellen amerikanischen Buchmarkt vielleicht realistischer als in Deutschland. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass 2017 mehr Selfpublishing-Hörbücher auftauchen. Mit Xinxii und Feiyr gibt es bereits Distributoren für selbst verlegte Hörbücher, produzieren kann man derzeit entweder auf eigene Faust oder mit Dienstleistern wie beispielsweise Mein Hörbuch oder dem ABOD Verlag. Oder vielleicht erobern die Selfpublisher das Fernsehen? Im November 2016 schloss Wattpad einen Vertrag mit Universal Cable Productions ab, der vorsieht, dass beliebte Texte der Selfpublishing-Plattform als Basis für Streaming-Videos dienen sollen. Der deutsche Serien- und Filmmarkt ist nun sehr klein, aber gerade hier könnten Selfpublisher frischen Wind in die ewig gleichen Krimis und Soaps bringen. Ich bin gespannt, ob eine deutsche Produktionsfirma auf der Suche nach neuen Ideen dieses Jahr vielleicht nicht doch einmal beim Selfpublishing reinschaut. So könnten sogar ganz neue Marktbereiche in der deutschen Medienlandschaft erobert werden.

Selfpublisher erweitern ihre Tätigkeitsfelder

Laut Friedlander wird sich der Selfpublishing-Autor nicht mehr nur als reiner Schreiberling verstehen, sondern seine Expertise dazu nutzen, anderen zu helfen. Ein Trend vom Autor zum Dienstleister im kleinen Rahmen ist für ihn eine natürliche Entwicklung: „They figure out book publishing on a small scale with their own books, and then they say, ‚I could help Jane out with her books’“. Matthias Matting hat mit der Selfpublisher-Bibel bereits bewiesen, dass man als Unterstützer und Berater für andere großen Erfolg haben kann. Der sich dann selbstredend auch auf die eigenen Veröffentlichungen auswirkt und zusätzliche Einnahmen sichert.

2017 ist und wird spannend

2017 wird für Selfpublisher Spannendes bereithalten. Zwar wird sich nicht viel daran ändern, dass Selfpublishing nur für die oberste Riege als Lebensunterhalt dient. Doch es ist zu erwarten, dass die fleißigen Schreiber sich an andere Bereiche und Formate herantasten und dass sich Selfpublishing auch in bisher unergründeten Gefilden ausprobiert. Am Ende des Jahres werde ich gerne rekapitulieren, ob die Selfpublisher-Glaskugel richtig gelegen hat.

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