Spubbles Quickies #49

Alle zwei Wochen haben wir für euch den kommentierten Rückblick: Was tut sich aktuell in der Branche? Heute mit Type & Tell, digitaler Disruption, einem Jubiläum, Vorteilen des Selfpublishing und Farbdruck …

Bonnier weitet Selfpublishing-Geschäft aus

Auf der London Book Fair launchte die Verlagsgruppe Bonnier (zu der unter anderem Ullstein, Carlsen und Piper gehören) ihre Selfpublishing-Plattform „Type & Tell“ in Großbritannien. Bonniers Einstieg in das Selfpublishing-Geschäft erscheint recht spät, haben doch beispielsweise Holtzbrinck, Lübbe, Droemer Knaur und Random House sogar in Deutschland schon längst mit eigenen Selfpublishing-Modellen Fuß gefasst. Doch der Schein trügt, denn in Schweden ist Type & Tell schon seit 2015 online – der Konzern hat also in der Heimat geübt. Mal sehen, wann das Angebot in Deutschland verfügbar sein wird. Das Besondere an dieser weiteren Plattform: Die Autoren erhalten 100 Prozent des Honorars und zahlen muss man für die Veröffentlichung auch nix. Wie sich das für Bonnier rentiert? Es gibt Sonderleistungen, beispielsweise Covergestaltung, e-Book-Konvertierung und vieles mehr, die dann etwas kosten.

 

Verlage werden Dienstleister

Diese Prognose haben wir nun wirklich schon öfter gehört – vor allem seit in der Buchbranche akzeptiert wurde, dass das Selfpublishing wohl doch nicht nur so eine Phase ist. Doch der Artikel von Dr. Alexandra Hildebrandt in der Huffington Post ist trotz des Titels „Warum Verlage zu Dienstleistern der Autoren werden sollten“ interessant und wartet mit neuen Ideen auf. Hildebrandt erläutert ihre These nämlich anhand der digitalen Disruption. Digitale Disruption beschreibt einen Vorgang, bei dem bestehende, traditionelle Geschäftsmodelle, Produkte, Technologien oder Dienstleistungen von innovativen Erneuerungen abgelöst und teilweise vollständig verdrängt werden. Ein spannendes Thema, denn „die disruptive Innovation verändert die Spielregeln des gesamten Marktes“. So steht für Hildebrandt ebenfalls fest: „Es ist nicht die Frage, ob sich konventionelle Verlage verändern müssen – die Frage ist, ob sie schnell genug sind.“ Diese Frage werden wir sicherlich noch öfter thematisieren, vielleicht haben wir in ein paar Jahren sogar eine Antwort darauf.

 

tredition wird 10!

2017 feiert der Selfpublishing-Dienstleister tredition seinen zehnten Geburtstag. Wir sagen herzlichen Glückwunsch! Das Unternehmen lässt seine Geschichte Revue passieren – Wie hat es damals angefangen, was hat sich verändert und wie geht es nun weiter? Diese Fragen und viele spannende Anekdoten kann man auf dem Blog nachlesen. Außerdem sprach tredition-Gründer Sönke Schulz mit dem Börsenblatt über sein Unternehmen, das Wachstum und die Diversifikation des Selfpublishing.

 

Der Vorteil der Selfpublisher

Fast wie abgesprochen, erscheint zusätzlich zu dem Beitrag von Hildebrandt ein Artikel von Matthias Matting auf indie-publishing, in dem er erklärt, warum Selfpublisher gegenüber Unternehmen bzw. Verlagen im Vorteil sind. Denn „mehr als die Hälfte der Amazon-Top-100 werden von Indie-Titeln belegt“, das kann doch kein Zufall sein. Matting zufolge liegt es daran:

  1. Die hohe Geschwindigkeit bei der Produktion (d.h.: möglichst viele Titel, möglichst dicht aufeinander folgend)
  2. Der Kontakt zum Leser ist bei Selfpublishern meist enger als bei Verlagsautoren
  3. Selfpublisher kalkulieren den Preis für ihre Bücher selbst, es geht zwar um Gewinn, viele Gemeinkosten fallen allerdings weg
  4. Keine Rücksichtnahme, zum Beispiel auf den Buchhandel – klingt irgendwie nicht ganz so positiv, eine exklusive Bindung an Amazon kann für einen Selfpublisher aber durchaus Vorteile haben
  5. Geschichten überzeugen – selbst wenn sie ohne professionelles Cover oder unlektoriert auf den Markt kommen, finden gute Geschichten immer ihre Leser, auch wenn sie selbstverlegt sind

 

Digitaler Farbdruck wird attraktiver

Wenn man an Selfpublishing denkt, denkt man wahrscheinlich meistens an Romane, die als e-Books erscheinen. Doch das gedruckte Buch ist für viele Selfpublisher mehr als nur der Zusatz zum e-Book. Vor allem, um im Buchhandel wahrgenommen zu werden, setzen inzwischen viele Selfpublisher auf Print und Digital. Neue technische und vor allem preisliche Entwicklungen im digitalen Farbdruck könnten eine neue Chance für Selfpublisher darstellen, die farbige Bücher drucken wollen, beispielsweise Bildbände, Kochbücher oder Kinderbücher mit vielen Illustrationen. „Selfpublisher werden sich in wenigen Jahren nahezu alle gestalterischen Möglichkeiten leisten können, die sie auch bei traditionellen Verlagserzeugnissen sehen“ lässt indie-publishing verlauten. Das heißt aber auch, dass noch etwas Geduld notwendig ist. Dennoch: In Zukunft können wir uns bestimmt an einem Wachstum farbiger Druckerzeugnisse von Selfpublishern erfreuen.

kommentieren