Damit Lesen Spaß macht: Kriterien für lesefreundliche Texte

Was sollten Selfpublisher beachten, wenn sie vor ihrem geschriebenen Text sitzen, den sie veröffentlichen möchten?
In unserer letzten Sitzung am 23. Januar wollten wir herausfinden, wie Selfpublisher ihren Text in eine gut lesbare Form bringen können.
In diesem Zusammenhang beschäftigten wir uns wieder einmal mit der Frage, ob das Textlayout ein Gestaltungselement von E-Books ist, das besser einem fachlich versierten Dienstleistungsunternehmen überlassen werden sollte, oder ob jeder das Handwerk des Textlayouts mit etwas Fleiß erlernen kann.

Auf den ersten Blick

Für uns waren die Textgestaltungstipps wichtig, die sich auf Typografie für lineares Lesen beziehen. Denn Selfpublisher schreiben Fließtexte, die von ihrer Leserschaft „in einem“ gelesen werden. Verwundert hatte uns deshalb in der letzten Sitzung, dass wir im Internet auf eine beträchtliche Menge „gestückelt“ layouteter Texte gestoßen sind, die den Mengentext in viele Absätze teilen. Eine solche „Häppchen-Formatierung“ stört den Lesefluss und ist für das Layout eines E-Books unpassend.
Diese Aussage erlauben wir uns bereits nach nur einem Blick ins Buch. Denn wie bei der Gestaltung des Covers zählt auch bei der Gestaltung des Textes der erste Eindruck. Im Folgenden stellen wir unsere gesammelten Qualitätskriterien für ein gutes Textlayout in Büchern vor.

„Ich lese es“ oder „Ich lese es gerne“? – Eine Frage des Lesekomforts

Wie lesefreundlich sind eigentlich die Texte, die wir uns tagtäglich durchlesen? Denken wir beim Lesen daran, was wir noch so alles zu tun haben – oder fesselt uns ein Text so stark, dass wir komplett in ihn eintauchen?
Und wie viel davon hat tatsächlich mit dem Layout dieses Textes zu tun?
Die Antwort lautet: Ob man einen Text gerne liest, hat einiges damit zu tun, wie er layoutet ist. Mit typografischen Kriterien sollte sich also jeder Selfpublisher schon einmal beschäftigt haben. Und wenn nicht, dann könnt ihr euch hier anhand unserer gesammelten Kriterien für lineares Lesen einen ersten Überblick verschaffen*:

  1. Schriftgröße zwischen 8 und 11 pt
  2. Keine „Löcher“ im Text
  3. Ca. 60–70 Zeichen pro Zeile
  4. 30–40 Zeilen pro Seite
  5. Ausgewogene Proportionen zwischen Satzspiegel und Papierrand: Links am engsten, oben weiter, rechts noch weiter und unten am weitesten
  6. Um Wörter oder Sätze im Fließtext hervorzuheben, Integrative Auszeichnung verwenden: kursiv oder Kapitälchen, nie fett
  7. Grauwert: Textbild besteht aus einer für das Auge angenehmen Abstimmung verschiedener typografischer Kriterien, nichts behindert den Lesefluss
  8. Nach der Kapitelüberschrift folgt vor dem ersten Satz kein Einzug, anschließend jedoch vor dem ersten Wort jedes Absatzes
  9. Zeilenabstand angemessen
  10. Flattersatz oft besser geeignet zum Lesen als Blocksatz
  11. Linksbündig setzen
  12. Antiqua (z.B. Garamond) für den Lesefluss am besten geeignet, keine Groteske
  13. Bild zur Kapitelgestaltung: Vor jedem Kapitel kann ein Symbol eingefügt werden, welches zum Inhalt des Buches passt und als wiederkehrendes Element in die Textgestaltung einfließt

In der nächsten Sitzung präsentieren wir unseren Ergebnisstand dem Kurs!
Ihr dürft also auf unseren nächsten Blogbeitrag gespannt sein – es wird der letzte unserer Gruppe sein!

* Die hier gesammelten Kriterien sind nicht auf ein bestimmtes Buchformat oder eine spezifische Zielgruppe hin ausgerichtet, sondern sollen allgemeine Orientierungswerte für das Textlayout geben

3 Kommentare zu “Damit Lesen Spaß macht: Kriterien für lesefreundliche Texte

  1. Das mit den „Häppchen“ finde ich eigentlich nur mäßig erstaunlich – klingt mir nach der üblichen „Das war bei Word so voreingestellt“-Ursache. Und mal ehrlich, warum ist das überhaupt so voreingestellt? Schließlich ist es, wie hier ja angesprochen, eher störend. Insofern finde ich es eigentlich ein interessantes Phänomen, dass eine bestimmte Software die allgemeine Vorstellung und Erwartung, wie ein längerer Text aussehen sollte, so prägt. Ein weiteres und bestimmt nicht das letzte Beispiel wären die Seitenränder. Die Lesegewohnheiten bezüglich Texten, die uns ursprünglich nach Buch-Satz-Regeln vorgesetzt wurden, bewegen sich also davon weg und immer mehr hin zum (leider all zu oft von Word vorvermurksten) PDF …

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  2. Ich frage mich, ob das mit dem passenden Layout nicht oft einfach ein typisches Buchwissenschaftler Problem ist. Menschen mit „geschultem Auge“, die sich mit Themen wie Typographie & Co näher beschäftigen, wie z.B. wir Buchwissenschaftler, stören sich an vielen „falsch“ eingesetzten Gestaltungselementen wahrscheinlich mehr, als der Ottonormalleser, der sich in erster Linie auf den Inhalt konzentriert und sich durch ein unpassendes Layout womöglich weniger gestört fühlt, weil er sich um derlei Themen kaum Gedanken macht. Gleiches könnte man vielleicht auch von vielen Autoren behaupten, zumindest scheinen das ja einige der von euch gefundenen E-Books mit ihrem Layout zu bestätigen.
    Das ändert natürlich nichts daran, dass ein gut gesetzter Text immer zu dessen Lesefreundlichkeit beiträgt. Insofern sind die von euch genannten Kriterien sicherlich eine gute Richtschnur für SP-Autoren.

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  3. Pingback: Studenten News » Blog Archive Studierende untersuchen Self-Publishing-Trend - Studenten News

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