Hörbücher und Selfpublishing

Lukas Lieneke

Ob beim Autofahren, beim Aufräumen oder abends zum Einschlafen – Hörbücher erfreuen sich seit langem einer hohen Beliebtheit. Da wundert es nicht, dass auch Selfpublisher mit dem Gedanken spielen, ihre Bücher vertonen zu lassen und als Download im Netz zum Verkauf anzubieten.

Der Status quo des Hörbuchmarktes

Seit mehreren Jahren kann man auf dem deutschen Hörbuchmarkt ein stetiges Wachstum beobachten. Jedes Jahr werden in Deutschland im Schnitt zwischen 700 und 800 Hörbüchern produziert, weltweit liegt die Zahl für 2016 sogar bei rund 43.000 Neuveröffentlichungen. Neben dem physischen Hörbuch auf CD, steigt auch der Anteil von Hörbüchern, die zum digitalen Download im Netz angeboten und verkauft werden. So wurden 2015 weltweit circa 3,88 Millionen Hörbücher digital heruntergeladen (und damit deutlich mehr, als beispielsweise e-Books, bei denen die Verkaufszahl im selben Jahr bei „nur“ 2,47 Millionen lag).

Hörbuch-Shops und -Plattformen

Zu den wichtigsten Distributoren für selbst verlegte Hörbücher gehören Feiyr, Recordjet, Xinxii, Liberaudio und ACX. Bei letzterem handelt es sich um das Audio-Selfpublishing-Angebot von Audible (mittlerweile ein Tochterunternehmen von Amazon), das allerdings nicht für den deutschen Sprachraum verfügbar ist.

Feiyr, Recordjet und Xinxii bieten die Möglichkeit, das eigene Hörbuch als Audiodatei im mp3-Format hochzuladen. Der Vertrieb wird dann von den jeweiligen Distributoren übernommen und das Hörbuch entweder über die eigene Plattform (im Fall von Xinxii) oder über Stores wie Audible und iTunes zum Verkauf angeboten. Bei Liberaudio werden hingegen Produktion, Veröffentlichung und Distribution komplett übernommen.

Die Produktion des Hörbuchs

Zu Beginn einer Hörbuchproduktion stellt sich für Selfpublisher in der Regel folgende Frage: Produzieren oder produzieren lassen? Ersteres entspricht natürlich mehr dem Selbstverständnis des Selfpublishing und ist bei entsprechendem Equipment, einem geeigneten Sprecher und etwas technischem Geschick auch relativ gut zu bewerkstelligen. Da der Qualitätsstandard der meisten Hörbücher heute recht hoch ist, sollte auch bei der Produktion des eigenen Hörbuches auf geeignete Technik zurückgegriffen werden. Dazu gehören vor allem ein gutes Mikrofon und ein möglichst schallisolierter Raum.

Wer nicht über ein eigenes Mikrofon verfügt oder die Aufnahme lieber in einem professionellen Tonstudio produzieren möchte, ist mit der zweiten Variante gut beraten. Die Produktionskosten eines professionellen Hörbuches können allerdings – je nach Länge des Manuskripts – schnell über tausend Euro hinauswachsen. Denn neben den Mietkosten für das Tonstudio fallen auch für einen professionellen Sprecher und die anschließende Bearbeitung der Aufnahmen Kosten an (von Cover- und Booklet-Gestaltung mal ganz zu schweigen).

Sprecher

Mindestens so wichtig wie die Frage nach der Art der Hörbuch-Produktion, ist die Wahl des Sprechers. Hier müssen sich Selfpublisher entscheiden, ob sie ihr Hörbuch lieber selber einsprechen wollen, oder das ganze einem professionellen Sprecher überlassen. Wer Sich für ersteres entscheidet, sollte nach Möglichkeit bereits über etwas Erfahrung beim lauten Vortragen von Texten verfügen. Denn auch hier gilt es bestimmte Regeln zu beachten, um mit dem eigenen Hörbuch den qualitativen Standard einer Verlagsproduktion zu erreichen.

Soll das eigene Manuskript hingegen von einem professionellen Sprecher gelesen werden, empfiehlt es sich, zunächst nach einer geeigneten Stimme für das eigene Hörbuch zu suchen. Hilfreich sind hierbei Sprecheragenturen oder Plattformen wie Sprecherkartei oder m-voices auf denen professionelle Sprecherinnen und Sprecher inklusive Hörprobe gefunden werden können. Allerdings sollte man hierbei immer im Hinterkopf behalten, dass ein professioneller Sprecher entsprechend Geld kostet. Für das Einsprechen eines ganzen Hörbuches können schnell Kosten von gut 1000 Euro anfallen, bei bekannteren Sprechern sogar deutlich mehr.

Und lohnt sich das Ganze?

Manche Texte werden womöglich erst durch ihre Vertonung richtig zum Leben erweckt und lassen sich in Folge besser verkaufen. Die Qualität der Aufnahme und besonders das Talent des Sprechers sind in solchen Fällen entscheidend für den Erfolg eines Hörbuchs. Wer als Autor sein Buch nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Hören anbietet, erweitert außerdem seine Produktpalette. Auf diesem Weg können neue Käufer gewonnen werden, die über andere Formate nicht erreicht worden wären.

Andererseits fallen bei einer Hörbuchproduktion wesentlich mehr Kosten an, als beispielsweise bei einem e-Book. Um diese Kosten wieder einzuspielen, muss daher auch eine entsprechend hohe Zahl an Hörbüchern verkauft werden. In solchen Fällen kann es von Vorteil sein, wenn man als Selfpublisher bereits über einen gewissen Bekanntheitsgrad und eine entsprechende Fangemeinde verfügt oder bereits einen Bestseller publiziert hat, der nun zusätzlich Vertont werden kann.

Trotzdem wird das selbst publizierte Hörbuch wohl vorerst noch ein Nischenprodukt bleiben. Denn zu den wichtigsten Faktoren, die Selfpublishing für Autoren so interessant machen, zählt das einfache Produzieren und Veröffentlichen von Texten auf diversen Plattformen bei relativ geringem finanziellen Risiko. Bedingungen also, die so für das selbst publizierte Hörbuch noch nicht zutreffen.

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