Gestaltungsrichtlinien für gute Cover

Marisa Klein

„You shouldn’t judge a book by its cover – but your readers certainly will.” [1]

In unserer Sitzung am 09.12. suchten wir nach gut gestalteten Covern von Selfpublishern, um anhand dieser Gestaltungsrichtlinien zu erarbeiten, was ein gutes Cover allgemein ausmacht. Schwierig war es hierbei, die persönlichen Vorlieben außer Acht zu lassen und sich möglichst nah an den Kern der Qualität des Designs heranzutasten.

Objektivität muss sein

Beginnen möchten wir diesen Beitrag mit einem Zitat von Matthias Matting:

„’Die optische Gestaltung ist eine reine Geschmacksfrage.‘ Das höre ich oft. Es ist aber falsch. So, wie es in der Rechtschreibung Gesetze gibt, gibt es auch bei der Covergestaltung Regeln. Ein Cover, das diesen Regeln folgt, gefällt dem Kunden nicht zwangsläufig, so wie ein orthografisch korrekter Text auch nicht unbedingt jedem Leser gefällt. Verletzt das Cover jedoch die Regeln, fällt das dem Betrachter auf jeden Fall auf – nämlich unangenehm, auch wenn er vielleicht nicht genau sagen kann, was ihn stört.” [2]

Wichtig beim Erarbeiten von Richtlinien für ein Cover ist zunächst die Herangehensweise. Man darf das Cover nicht danach beurteilen, ob man persönlich das Buch lesen möchte. Davon mussten wir uns erst einmal lösen, denn bei unserer Aufgabe ging es darum, möglichst objektiv zu arbeiten. Klingt erst einmal gar nicht so schwierig, aber man hat doch Vorurteile manchen Genres gegenüber.

In Vorbereitung auf die Sitzung recherchierte jeder für sich auf verschiedenen Internetseiten nach Richtlinien für eine gute Covergestaltung. Unsere Suchergebnisse im Hinterkopf, machten wir uns dann an die Arbeit und stellten für ein gutes Coverdesign folgende Richtlinien fest:

  • Einfachheit und Zielgruppenausrichtung

Zu voll gepackte Cover wirken unordentlich und unruhig. Einfache, klare Linien und eine zugeordnete Symbolik sprechen den Leser eher an. Die Symbolik soll dem Leser helfen, das Werk einem Genre zuzuordnen und so zu klären, ob es für ihn einen passenden Kauf darstellt. Auf der Webseite completelynovel.com wird erläutert, dass man seinen Coverentwurf mit genreähnlichen, bereits erschienen Publikationen abgleichen sollte. Sticht der Entwurf zu sehr heraus, sollte man ihn noch weiter überarbeiten. Ein Werk aus beispielsweise dem Genre Fantasy muss für die Zielgruppe schließlich auch als solches erkennbar sein.

  • Bezug zum Inhalt

Wir befanden weiterhin, dass gut gestaltete Cover einen Bezug zum Inhalt brauchen. Dem potenziellen Käufer können dabei verschiedene Dinge veranschaulicht werden: Das Cover kann ein Stimmungsbild des Romans darstellen, es kann ihm einen Eindruck von den Charakteren vermitteln, oder sogar schon auf die Handlung verweisen, indem bestimmte Motive gezeigt werden, welche im Werk vorkommen. – beispielsweise in einem Krimi ein blutiges Messer, wenn das Opfer im Buch erstochen wird. Hierbei riefen wir uns in Erinnerung, dass der epubli Blog dazu rät, nicht zu viel zu verbildlichen. Es soll dem potenziellen Leser genügend Interpretationsspielraum gelassen werden, um sein Interesse zu wecken und Spannung zu erzeugen. Als Selfpublisher muss man bei der Covergestaltung also versuchen, einen Zwischenweg zu finden.

  • Bilder: Technische Aspekte und juristische Vorgaben

Gerade wenn man eigene Bilder verwendet oder auf Stock-Bildarchive (Fotolia, Getty Images, Image Base, Abstract Influence, Free Pixels) zurückgreift, gibt es einige Punkte zu beachten: Stimmt die Auflösung? Schließlich wirken verschwommene oder verpixelte Bilder unprofessionell und achtlos. Außerdem sollte auch die Relevanz einer gut lesbaren Schrift auf dem Cover nicht unterschätzt werden. Ist diese zudem noch strukturiert aneinander ausgerichtet und fügt sich in die übliche Gestaltung nahtlos ein, steht einer erfolgreichen Vermarktung fast nichts mehr im Wege.

Damit ein angehender Selfpublisher auch rechtlich abgesichert ist, muss er, wenn er „fremde“ Bilder für sein Cover verwendet, auf Urheberrecht und Copyright achten – andernfalls kann das kann sehr teuer werden! Auf Plattformen wie flickr.com kann gezielt nach frei verwendbaren Bildern gesucht werden. Sich gründlich über seine Bezugsquellen informieren, steht also auch ganz oben auf der Liste von Richtlinien, welche ein Selfpublisher bei seiner Covergestaltung beachten sollte. Außerdem sollten einzigartige Bilder verwendet werden, um zu vermeiden, dass identische Cover auftauchen.

Vorsicht ist geboten bei Gesichtern, denn diese wirken auf jede Person anders und können unter Umständen sogar zur Ablehnung des Buches führen. Rücken- und Teilansichten sowie Silhouetten steigern hingegen die Neugierde und lassen der Fantasie des Lesers Raum.

  • Farben

Farben spielen, wie wir bereits in unseren Blogbeiträgen aufzeigten, eine große Rolle in Bezug auf die Wahrnehmung des Covers. Der XinXii Blog hat hierzu eine Übersicht bestimmter Farbklischees erarbeitet, über die wir diskutierten. Als Essenz konnten wir jedenfalls herausarbeiten, dass bestimmte Farben zu bestimmten Genres zu passen scheinen – beispielsweise bedient sich das Genre der Historischen Romane häufig Braun- und Erdtönen, was Sicherheit, Stabilität und Struktur vermittelt.

  • Schrift

Für die Schrift auf dem Cover gilt: Es sollte ein Mittelweg zwischen Standardschriften (z.B. Arial, Times New Roman) und extrem ausgefallenen Schriftarten (z.B. Comic Sans) gefunden werden. Für Buchcover sehr gut geeignete Schriften sind zum Beispiel Baskerville, ChunkFive, League Gothic, Trajan und Franchise und es sollten maximal drei Schriften gleichzeitig Anwendung finden.

Wenige Farben und klare Formen sowie gut erkennbare Schriften und starke Kontraste sind speziell in Bezug auf elektronisches Lesen über E-Reader unumgänglich: Manche E-Book-Reader erkennen zum Beispiel nur schwarz und weiß. Unter hundert anderen Covern in der elektronischen Bibliothek auf den Readern der Leser sollte das Cover einen Wiedererkennungswert haben.

Wer selbst sein Cover gestalten möchte, kann dazu entweder Einsteiger-Tools (Gimp, SplashUp, PhotoShop Express, SnipShot) verwenden oder sich an InDesign und PhotoShop versuchen. Des Weiteren verweisen wir an dieser Stelle auf die Checkliste Coverdesign des epubli Blogs.

Insgesamt gesehen schließen wir uns in diesem Zusammenhang aber Matthias Matting in seinem Fazit an:

„Wenn Sie (wie ich auch) keine Erfahrung in Gestaltung haben, holen Sie sich deshalb am besten professionelle Hilfe.“ [2]


„Fragen über Fragen“ oder „Wie wichtig ist ein gutes Cover wirklich?“

Achten Leser von Selfpublishing-Publikationen eigentlich mehr oder weniger auf das Cover als Leser, die gedruckte Verlagsexemplare bevorzugen?
Nachdem wir in den letzten Wochen bereits ausgiebig Cover betrachtet und besprochen sowie auch selbsttätig erstellt hatten, stellte sich uns zum Ende unserer Sitzung die Frage, welche Relevanz ein Cover eigentlich für die Verkaufszahlen eines Buches hat.
Wir fanden heraus, dass bei verschiedenen Anbietern auch Bücher in den Bestsellerlisten auf den ersten Plätzen rangierten, deren Cover nicht unseren Richtlinien entsprachen. Ist also ein gutes Cover wirklich ausschlaggebend für den finanziellen Erfolg eines Werkes? Behindert ein schlechtes Cover tatsächlich den Verkauf? Kann ein empirischer Bezug zwischen Covergestaltung und Verkaufszahlen hergestellt werden?

[1] http://completelynovel.com/self-publishing/writers-toolbox-cover-design [17.01.2015]
[2] http://www.selfpublisherbibel.de/ebook-cover-was-sie-beachten-sollten-wer-es-gestaltet-und-was-es-kostet/ [17.01.2015]

3 Kommentare zu “Gestaltungsrichtlinien für gute Cover

  1. Ein schlecht gestaltetes Cover ist sicherlich kein Hindernis für ein gutes Buch. Beste Beispiele dafür sind „Game of thrones“ und „Harry Potter“

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    • Das stimmt wohl. Ob aber Harry Potter da das beste Beispiel ist, darüber lässt sich streiten, schließlich wurde die Reihe ja sogar mit verschiedenen Umschlägen für verschiedene Ziel- bzw. Altersgruppen veröffentlicht, was die Wichtigkeit der Covergestaltung ja noch mehr hervorhebt. Aber wer sich ein Bild davon machen möchte, was mit „Twilight“ passiert wäre, wenn die Autorin beschlossen hätte, es im Selfpublishing rauszubringen, davon kann man sich hier einen guten Eindruck verschaffen – und findet einen sehr gutes Fallbeispiel dafür, dass umgekehrt ein gut gestaltetes Cover evtl. doch entscheidend sein kann für den Erfolg eines Titels …

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